Aushagerung ehemaliger Leistungsböden

 

Um Grünland aus wenigen Leistungsgräsern oder ehemalige Ackerflächen in artenreiche Wiesen umzuwandeln, deren Kennzeichen ein hoher Anteil an unterschiedliche Gräsern ist, der nach Bedarf mit Wiesenblumen durchsetzt werden kann, müssen die Versorgungsstufen der Nährstoffe gezielt auf ein bestimmtes Niveau zueinander  eingestellt werden. Fehlende sind zuzuführen, im Übermaß vorhandene dürfen nicht weiter zugeführt werden. In Folge muss bei Schnittentnahme oder Beweidung ausgewogene und am Bestand orientierte Düngung erfolgen.

Hierbei ist grundlegend auch folgendes zu berücksichtigen:

-Mangel auch nur eines Nährstoffes ist ertragsbestimmend: Liebig´sches Fass - läßt sich auch auf AS

  anwenden.

-Überversorgung auch nur eines NS ist phytotoxisch (n. Amberger!) - auch nicht so gut.

 

Ungleichgewichte der Makro- und Mikronährstoffe

 

Gesundes Pflanzenwachstum und  Bildung von Mineralstoffen und Spurenelementen im Grundfutter ist abhängig von der Versorgung des Bodens mit allen Makro- und Mikronährstoffen:

 

Diese unterteilen wir in:

 

Massennährelemente: N (Stickstoff), P (Phosphor), K (Kalium), Ca (Calzium), Mg (Magnesium)

Nebennährelemente: S (Schwefel), Fe (Eisen), Zn (Zink), Na (Natrium)

und Spurenelemente: Mn (Mangan), Cu (Kupfer), Mo (Molybdän), B (Bor), wobei:

 

 

N = Motor für das Pflanzenwachstum, Grundbaustein zur Eiweißbildung, Aufbau Pflanzenmasse

P = Zellbaustein, Photosynthese, Blüten- und Fruchtbildung

K = Standfestigkeit und Widerstandsfähigkeit (Frostresistenz), Wasserhaushalt

Ca = Wurzel- und Längenwachstum, Nährstoffverfügbarkeit, Wasserführung, Durchlüftung und

         Temperatur
Mg = Zentralbaustein des Chlorophylls, Eiweißbildung

S = Eiweißaufbau und Ausprägung der Aminosäuremuster. Bestandteil von wichtigen Enzymen,

              Coenzymen bzw. Vitaminen

Fe = Enzymbildung, Bodenstruckturverbesserung (Krümelbildung)

Zn = wichtigstes Spuremelement

Na = osmotisch wirksam, Versalzung bei Gehalten > 2%

Mn = Cofaktor im Citratcyklus, Sauerstoffentwicklung bei der Photosynthese

Cu = steuert Eiweißaufbau und enzymatische Prozesse.

Mo = Enzymbestandteil ( N2-Fixierung, Nitratreduktion)

B = steuert Ca- und Na-Aufnahme der Pflanze

Cl = beteiligt an der photosysnthetischen Sauerstoffbildung

Si = Süßgräser sind Si-Akkumulatoren, sie verfestigen Blätter und Stengel mit Si

Se = keine Bedeutung für die Pflanze, aber s.u.

Co = Bildung von Vitamin B12 im Konsumenten

 

 

C, O und H werden über Wasser und Luft beigesteuert. Fette und Proteine (Eiweiße), Farb- und Aromastoffe sowie Baustoffe für Blätter, Stengel, Blüten, Früchte und Samen sind Umbau o.g. NS auf der GRundlage der Photosynthese (Zuckerbildung).

 

 

Zu der gegenseitigen Beeinflussung siehe bitte:

 

Jede Ernte einer Feldfrucht  entnimmt o.g. Stoffe dem Boden und diese müssen in geeigneter Form wieder eingebracht werden. Jeder Mangel, jede Dysbalance führt zu Beeinträchtigungen auch in der Grundfutter-versorgung, wie uns die folgenden Auswertungen verdeutlichen:

mit den entsprechenden Folgen.

Die gemessenen Min- und Max-Werte sprechen für sich.

 

Und hier ein konkretes Beispiel:

Zu hoher pH-Wert in Kombination mit Magnesiumüberschuß (siehe 4a. unten), der die Aufnahme von K und Zn blockiert und hierzu relativ niedrige Gehalte an Phosphor etc. Ein gesunder Bestand, kann hier nicht gedeihen.

 

Über- bzw. Unterversorgung im Einzelnen:

 

1. N-Versorgung:

Photosyntheseassimilate sind Grundbaustein der Pflanzen. Chlorophyll bildet temperaturunabhängig in Verbindung mit Sonneneinstrahlung und Wasser Kohlenhydrate (Fruktane u.a.). Ab ca. 6°C beginnt Pflanzenwachstum und bei 11°C sind Photosyntheserate und Pflanzenwachstum bei ausreichender Stickstoffversorgung in etwa ausgewogen, die z.B. Fruktane werden umgebaut.

N-Mangel würde hier hohe Kohlenhydratgehalte in der Pflanze belassen. Je mehr N, desto höher ist der Umbau zu auch Proteinen, deren Gehalte es aber auch in Grenzen zu halten gilt, da Zellwandproteine als dickdarmbelastend anzusehen sind und uU eine Rolle bei der Entstehung von Hufrehe spielen.

Ein weiteres Spannungsfeld ergibt sich durch die niedrigere N-Verträglichkeit zweikeimblättriger Pflanzen (=Kräuter bzw. Wiesenblumen).

Überschuss an N würde Gräser weich machen, d.h. ihre Strukturbildung einschränken und hätte Auswirkungen auf die Aufnahme von Ca, Mg, K, Cu und B

 

Hier ein Beispiel aus Oberösterreich:

Vor und nach Düngegabe von 60 N mit 7 S* /ha:

* siehe hierzu bitte unter 5.

Copyright und Freigabe durch A. Nigl

 

2. Phosphorversorgung:

 Ein P-Überschuss blockiert Zn, Ca, B, K, Cu, Mn, Fe, S

 

 

3. Kaliumversorgung:

K im Überschuss hat Auswirkungen auf Mg, B, Mn, Na

Im Tierkörper müssen große Kaliummengen ausgeschieden und durch Natrium ersetzt werden.

 

4. Ca-Mg-Verhältnis und daraus folgende Wahl eines geeigneten Kalkes:

Quelle: LOP 08/2016*
Quelle: LOP 08/2016*

Calzium steuert u.a das Wurzelwachstum. Die Ausbildung der Wurzel ist Faktor von dem die Nährstoffaufnahme abhängt. Ein Ca-Defizit per se oder durch Mg-Überschuss würde bewirken, dass Nährstoffe von der Pflanze nur eingeschränkt aufgenommen werden können. In Folge würden  unverbaute Nährstoffe, uU zu weiterer Eutrophierung von Gewässern führen. Ca im Überschuss behindert die Aufnahme von Phosphat und Spuren-elementen (Chlorose)

Manganüberschuss würde Mg, Fe und Zn blockieren

 

4 a. Magnesiumüberschuß bzw. enges Calzium-Magnesium-Verhältnis:

Hier eignet sich der Ensatz von Düngegips - Details folgen!

 

5. Schwefelversorgung:

 

Fehlt der Pflanze Schwefel, so sinkt die Stickstoffausnutzung. Es kommt zu einer Abnahme des Reinproteins, während der Nitratgehalt und demzufolge auch das Rohprotein ansteigt. Schwefelhaltige Aminosäuren werden nur unzureichend gebildet. Die Folge ist Ertragsabfall und eine Änderung im Aminosäuremuster, ohne Schwefel können die Aminosäuren Methionin und Cystein nicht gebildet werden, die für´s Pferd essentiell sind:

 

6. Selenversorgung:

 

Mangel, aber auch Überschuß kann bei Pferden zu schwersten Beeinträchtigungen führen. Eine Versorgung über die Pflanze ist jedenfalles einer Supplementierung vorzuziehen. Hierbei sollte man sich Gedanken machen, ob über Düngung eine ganzflächige Anreicherung erfolgen soll oder nur "Randbereiche quasi als Apotheke"* zur bedarfs-gerechten Aufsuche für den Einsatz vorgesehen werden.

* nach Dr. Stephan Hartmann

 

Daraus gibt es bestimmte Verhältnisse zueinander, die angestrebt werden müssen:

-Ca:P = 1:1 (min) bis 3:1(max)

-Ca:Mg:K:Al = (65-90) : (10-20) : (1,5-4) : <1

-N:S = 10:1 bis 12:1

 

Nährstoffaufnahme:

 

Im Weiteren geht es darum, die vorliegenden Nährstoffe den Pflanzen verfügbar zu machen:

Grundlegend sind hier Ionenaustausch-Prozesse zwischen den Bodenpartikeln, die idealerweise nicht durch hohe Verdichtung beeinträchtigt werden. Je ungestörter die poröse Struktur des Bodens, desto besser sind Wasser- und Lufthaushalt, Aktivität der Bodenorganismen UND Nährstoffverfügbarkeit. Mit steigendem pH-Wert, werden der Pflanze verstärkt Ca-, Mg-, K- und Na-Ionen zur Verfügung gestellt, der Anteil der wurzeltoxischen Al-Ionen sinkt. Daraus ist durch Kalkung s.o. eine pH-Wert > 5 im Grünland anzustreben.

Quelle LOP 07/2018
Quelle LOP 07/2018

 

Darüberhinaus:

 

Ungleichmäßige Verteilung von Düngemitteln - Scheibenstreuer und Querverteilung:

 

Unterschiedliche Korngrößen der Düngemittel in einer Charge, die bei Umschlag, Transport und Befüllung entmischt werden, aber auch Scheibenstreuer, die Mängel aufweisen, können ungleichmäßige Verteilung auf der Fläche bewirken. Zur Vermeidung einer zunehmenden ganzflächigen Bodenverdichtung werden uU die Fahrspuren auf Dauer beibehalten, Ungleichmäßigkeiten werden gesteigert.  Bodenproben zur Optimierung der Versorgung, aber auch zur Ermittlung gesteuerter Verkargung bergen hierdurch das Risiko, Fehlinterpretationen zu verursachen.

 

 

 

Fazit:

Es liegt auf der Hand, dass eine ertragsorientierte Düngung mit Standardkombidüngern N-P-K  mit bis zu 400kg/ ha und Jahr in unterschiedlicher Zusammensetzung, unbeachtlich der Synergien oder Antagonismen der Nährstoffe untereinander*, mit jeder Ernte die Defizite der übrigen NS verstärkt.

*So bewirkt Kaliumüberschuß daraus, dass davon große Mengen ausgeschieden werden müssen, um sie durch Natrium zu ersetzen. Der hierdurch möglicherweise bedingte Na-Mangel mit Beeinträchtigung der Eiweiß- und Energieverwertung ( Bubenik 1984 ) hat natürlich auch Auswirkungen auf die Stabilisierung des pH-Werttes in Pansen und Pferdedickdarm. Jedenfalles ist ein Salzleckstein unabdingbar.

Allein die Auswirkungen beim damit einhergehenden Schwefelaustrag bewirken, dass dieser essentielle NS zur Proteinbildung immer weniger zur Verfügung steht und Aminosäuren, die eine S-Gruppe enthalten (Cystein und Methionin=essentiell) s.o. , nicht mehr gebildet werden können.

Zu den Auswirkungen gibt es zwei Positionen: Eine Meinung spricht vom Erliegen der Proteinsynthese, Hennig geht von einer Bildung "falsch aufgebauter Proteine aus, die den Zellstoffwechsel irreversibel schädigen können - siehe "Geheimnisse der fruchtbaren Boden" Seite 28f. (Literaturverzeichnis!). Zu beachten ist hierbei die Bedeutung für den Konsumenten der Pflanze UND die Pflanzen selbst, die S in der mitochondrialen Atmungskette (Fe-S-Redoxreaktion!) benötigen.

Desweiteren: Aus o.g. Düngung resultieren weit erhöhte Gehalte von Kalium in der Pflanze, welche im Tier ausgeschieden werden müssen, um sie durch Natrium zu ersetzen (Bildung Magensäure, Ka-Na-Pumpe, Eiweiß- und Energieverwerung).

Diese Beispiele ließen sich beliebig mit anderen NS ergänzen.

Die vielschnittige weidelbetonte Wiese unter reiner N-P-K-Versorgung generiert somit Dysbalancen, die eine Heunutzung für Pferde wenig empfehlenswert machen, aber auch in jeder anderen Biotopform eine Bestandssteuerung hin zu einem invasionsresitentem Pflanzengefüge nahezu ausschließen. Benötigt werden reduzierte, aber ausgewogene Nährstoffgehalte des Bodens, welche durch ungesteuerte Aushagerung über reine Schnittentnahme nicht erreicht werden können.